Zwei Fabelwesen, die ein Wappen umranken
© Puppentheatersammlung, Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Foto: Ute Matauschek

Come! Ene-Liis Semper und das Proszenium des Puppenspielers Bruno Wünsch

Blickwechsel: Schenkung Sammlung Hoffmann / Puppentheatersammlung

Das Proszenium, die Front des Theaters, diente zur Trennung zwischen Publikum und Theaterbühne, die nicht überschritten werden durfte. In der Kranhalle des Lichtwerks bildet es aber keine Barriere, sondern den Eingang in eine eigene Welt: Die Puppentheatersammlung im Kraftwerk Mitte. Während wir beim Betreten des Museumsbaus im übertragenen Sinn vom Boden der Realität auf jenen der Imagination wechseln, fordert uns das Werk „Come!“ dazu auf, dieses Reich der Imagination zu ergründen.

  • Ausstellungsort Kraftwerk Mitte
  • Laufzeit Ab 29.10.2024
  • Öffnungszeiten Dienstag bis Freitag 14—19 Uhr Samstag bis Sonntag 10—19 Uhr
  • Eintrittspreise Eintritt frei

Flugzeughangar

In einem verlassenen Flugzeughangar, in dem zwischen Industriebrache und Naturidyll die Zeit stehen geblieben scheint, sehen wir eine Frauengestalt im frühlingshaften, weißen Kleid. Es ist die Künstlerin selbst, Ene-Liis Semper (* 1969), die zwischen der Kamera und dem Bildhintergrund unaufhörlich hin und her springt und uns winkend dazu auffordert, ihr ins Freie zu folgen. Die Leichtigkeit ihrer Bewegungen und die sich wiederholenden Gesten wollen uns zum Schritt nach vorne, in ein offenes, aber auch unsicheres Terrain verleiten. Wie eine Nymphe aus einem anderen Reich lädt sie uns leichtfüßig und mit ausgebreiteten Armen ein, ihr in dieses Reich zu folgen.

Frau in Flugzeughanger
© Sammlung Hoffmann, Berlin
Ene-Liis Semper, Come! (Videostill), 1998

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Dabei werden die friedlich wirkenden Bilder der Videoarbeit mit dem beredten Titel „Come!“ unablässig von einem leisen und doch penetranten, schrill klingelnden Ton begleitet, unter den sich beruhigende Geräusche wie Vogelgesang oder das Tropfen von Wasser mischen. Ene-Liis Semper spielt mit den Assoziationen ihres Publikums, indem sie das Unwirkliche dieser nachmittäglichen Szenerie mit einem eher unbehaglichen Ton untermalt und wir – zwischen Realität und Fiktion – unserer Vorstellungskraft überlassen sind. Mit der rhythmischen Wiederholung ihrer Handlung, in der sie sich uns immer wieder nähert und entfernt, lenkt Semper unsere Wahrnehmung auf die Erfahrung von Zeit, die in dem Raum zum Stillstand zu kommen scheint. Die Aufforderung der estnischen Videokünstlerin, ihr in ein ungewisses Terrain, vielleicht eine ungewisse Zukunft zu folgen, kann bildhaft auch für die gesellschaftspolitischen Umbrüche in dem Heimatland der Künstlerin in den 1990er-Jahre stehen.

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